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Die Sultanin – 2

8. August 2010

Die Sultanin

2

Als die Zofe ihre Erzählung beendet hatte, lag die Sultanin mit verklärtem Lächeln in ihren Kissen. „Oh, Mariyah, wie wundervoll du sprichst. Deine Geschichte hat ein Gefühl, nein ein Feuer in meinem Leib entfacht, dass ich fast schon vergessen glaubte. Ja, ich gebe zu, ich kann die schöne Sajah verstehen, wenn sie bei den Worten der bösen Dschinnya in Lust geriet. Komm her zu mir und streichle mich ein wenig. Ja, so. Und du, Nuri“, sie wandte sich an die andere Zofe, „erzähle nun auch du uns eine Geschichte. Aber sie soll mindestens ebenso süß und erregend wie die Mariyahs sein.“

Da senkte das angeredete Mädchen den Blick und errötete. „Nur all zu gern wollte ich euch gefällig sein, hohe Herrin. Indes, die Gabe des Erzählens ist mir nicht in solchem Maße gegeben, wie eurer schönen Zofe Mariyah. Zudem kenne ich keine Geschichte, die an Köstlichkeit mit der soeben gehörten vergleichbar wäre. Ich will aber, wenn ihr erlaubt, aus meiner eigenen Vergangenheit erzählen. Denn das Schicksal wollte es, dass ich selbst einige Dinge in meiner Heimat erlebt, die euch die Nacht verkürzen könnten.“

Da nun die Sultanin auffordernd den Kopf neigte, begann also die Zofe Nuri zu erzählen:

„Ihr müsst wissen, edelste Herrin, bevor ihr die große Güte hattet mich in euren Palast zu nehmen, diente ich viele Jahre lang der Königen Khadijah. Weit von hier liegt ihr Reich, noch jenseits der großen Wüste, deren wahre Grenzen allein Allah kennt. Ihren Untertanen mangelte es dereinst an nichts.
In voller Frucht spross das Korn auf den Feldern, Handel und Baukunst blühten, ebenso die Religion, Musik und nicht zuletzt die Oberste aller Künste: die Philosophie. Ihr Vater führte niemals Kriege mit den Nachbarvölkern; unter seiner weisen Herrschaft gingen Handwerker und Bauern, Kaufleute und Gelehrte in Frieden und ohne Zwang ihren Tätigkeiten nach.

Doch ach, es kam der Tag, an dem der greise König starb und seiner einzigen Tochter jenes Land hinterlassen musste, über das er sein Leben lang mit so kundiger Hand regiert hatte. Auf Straßen und Plätzen trauerte da das Volk. Viele Tage lang hörte man das Klagen und Weinen über den Verlust des unvergleichlichen Herrschers und auch mein guter Vater war ganz über die Maßen betrübt. Ja, er verkündete gar in weiser Voraussicht den baldigen Niedergang des Reiches, freilich bloß hinter verschlossener Tür.

Denn Khadijah, oh teuerste Herrin, Khadijah war keine gute Königin. Eitel war sie und Stolz, gierig nach Macht und Genuss. Ihre prahlerische Verschwendungssucht und zügellosen Feste waren weit und breit bekannt und berühmt. Noch berühmter aber war ihre immer währende Lüsternheit, der sie sich jetzt, nach dem ihr die ganze Macht über das Reich zugefallen, mit voller Leidenschaft hingab. Statt zu regieren ließ sie sich in prunkvollen Kutschen durch die Straßen fahren und hielt Ausschau nach neuen Gespielinnen für ihre unzüchtigen Vergnügungen. Fiel ihr stolzer Blick dann auf eine besonders hübsche und ansprechende Untertanin, so ließ sie diese gleich von ihren Häschern in ihren Palast bringen, wo sie ihr fortan als Lustsklavin zur Hand gehen musste.

Ihr denkt nun sicher, dass sich das Volk bei derartiger Willkür der Königin entsetzte und Jedermann sich vor ihren Blicken zu verbärgen suchte? Gewiss, die Älteren und Weiseren taten so, doch wir, jung und voll heimlicher Sehnsucht nach allen Dingen der Lust und liebe, oh, wir waren anderen Sinns. Unsere Fantasie erging sich in jenen erotischen Köstlichkeiten, die unserer schwärmerischen Einbildung nach hinter den Mauern des Palastes stattfinden mussten. Dabei wusste niemand etwas Genaues, denn nur sehr spärlich drangen Gerüchte zu uns nach draußen. Da hörte man von Sklavinnen, die sich gegenseitig so lange liebkosen mussten, bis sie zu keiner weiteren Lust mehr fähig waren. Man sprach von Mädchen, die auf Befehl der Königin ganze Nächte hindurch von ihren Genossinnen gekitzelt wurden, oder dies mit der Herrin selber tun mussten. Ja, ich gestehe es, es waren gerade solche Gerüchte, die meine zarte Einbildungskraft besonders entfachten. Die Vorstellung von mehreren Sklavinnen, oder gar der Herrin selber gekitzelt zu werden hatte eine so große, so unerklärliche Anziehungskraft auf mich, dass ich schon bald nur noch den einen Wunsch hatte, nämlich als Dienerin der Lust in Khadijahs Palast entführt zu werden.

Doch so oft ich mich auch der Königin, freilich möglichst unauffällig, zu zeigen suchte, ihr forschender Blick schien mich nie zu bemerken. Dabei mochte ich durchaus nicht verstehen, weshalb sie anderen Mädchen den Vorzug gab. Ich war jung, zählte gerade Achtzehn Jahre, war hübsch und zierlich von Gestalt und mein Leib befand sich in genau jenem Übergang vom Mädchen zur Frau, den die Königin den Gerüchten nach ganz besonders schätzte. Dennoch, immer aufs Neue rollte Khadijahs herrliche, mit bunten Federn geschmückte Kutsche an mir vorbei und ließ mich und mein ach so eintöniges Leben hinter sich zurück.

Ich hatte aber eine Cousine, Maja, die mit uns im Hause meiner Eltern lebte. Schon seit frühen Mädchentagen war diese meine Vertraute und innigste Freundin in allen Überlegungen und Fragen, die das junge Gemüt ach so heftig zu bewegen vermögen.

Als Khadijah eines Abends nun erneut an mir vorbei gefahren war, da konnte ich endlich nicht länger an mich halten. Unter heißen Tränen und bis an die Haare errötend gestand ich Maja all meinen Kummer und vergebliches Bemühen. Sie aber, denkt nur, fiel mir da weinend um den Hals, denn es war ihr seit vielen Monaten ganz ähnlich ergangen. Auch sie war von den wagen Andeutungen aus dem Palast bezaubert und sehnte sich längst verzweifelt nach der Verwirklichung ihrer Wünsche.

Stellt euch nur unser beider Verwunderung und Entzücken vor. Bis zum Morgengrauen schütteten wir uns in jener Nacht die Herzen aus und sanken immer wieder schluchzend in die Arme der Anderen. Sobald sich aber unser Kummer gelegt hatte, da begannen wir zu überlegen, wie unser Vorhaben wohl zu verwirklichen wäre. Und als der Morgen graute, hatten wir einen Plan gefasst.

Noch am selben Tag begaben wir uns in ein kleines, einsames Wäldchen vor der Stadt, an welchem die Königin, wie wir wussten, auf ihren Spatzierfahrten vorbeikommen musste. Um keinen Verdacht zu erregen trugen wir beide geflochtene Körbe mit Reisig. Zudem waren wir in raue Kittel gehüllt, wie man sie von Mägden und Dienstboten kennt. Und wirklich, wir mussten nicht lange warten, als auch schon die strahlende Kutsche der Königin erschien. Da hob ich rasch, vor Aufregung zitternd, meinen Korb auf, derweil sich Maja wie zufällig dicht hinter mich stellte. Als aber Khadijahs Wagen heran war, oh teuerste Herrin, da griff mir Maja jäh an die Körperseiten, genau hier, seht ihr, unterhalb der Rippen. Nun war ich – und bin es noch heute – ganz überaus kitzlig. Als nun Majas Hände meinen Körper berührten, musste ich so heftig lachen, dass mir der Korb aus den Händen rutschte und sich der Inhalt weit und breit über den Boden verstreute. Maja ließ indes nicht von mir ab, so dass wir endlich übereinander auf dem weichen Waldboden zu liegen kamen, ich unter ihr wie ein Mädchen strampelnd und lachend, sie aber bemüht ihren kitzligen Griff um meine Seiten nicht zu verlieren.

So trieben wir es eine ganze Weile, wie junge Hunde balgten wir uns auf dem moosigen Boden herum. Als Maja aber endlich von mir abließ und wir uns umwandten, oh, wie erschrocken und entzückt waren wir, als da die schöne, stolze Khadijah über uns stand. Mit festem Blick sah sie auf uns herab, um ihren Mund spielte ein zitterndes, spöttisches Lächeln, wie ich es noch bei keinem Menschen gesehen. Ohne ein Wort gab sie dann einem ihrer Bediensteten einen Wink, sprang wieder in ihre Kutsche und jagte wie der Wind davon.

Noch ehe wir ganz zu uns kamen, wurden wir bereits von starken Armen gepackt. Man fesselte uns die Hände mit groben Stricken auf den Rücken und hob uns in einen der Wagen, die das Gefolge der Königin bildeten.

So also, werteste Herrin, so kam ich denn wirklich in den Palast der schönen, bösen Königen Khadijah. Nein, ich möchte euch nicht mit all den Einzelheiten langweilen, welche sich im Laufe der Jahre meines Aufenthaltes dort zutrugen. Lasst mich vielmehr meine Erzählung hiermit schließen. Denn spreche ich auch längst nicht so gut wie jene Dschinnya, von der uns eure liebe Sklavin Mariyah
so vortrefflich erzählte, so weiß ich doch, dass man nicht unnötige Worte von Dingen machen soll, die den Zuhörern die Zeit gar zu lang werden lassen.“

Da fuhr die Sultanin jäh von ihrem Lager auf und ihre Augen funkelten: „Oh, du Böse. Wage es ja nicht deine Geschichte hier zu beenden. Ich bitte dich, nein, ich befehle dir weiter zu sprechen. Hörst du? Erzähle uns, was du im Palaste der Königin erlebtest. Von Anfang an, ohne etwas auszulassen. Und du, Mariyah, höre dabei nicht auf mich zu streicheln.“

Die Zofe Nuri lächelte schüchtern. „Nun, ihr befehlt und ich muss euch gehorchen …“

„Maja und ich wurden also in den Königspalast gebracht. Dort trennte man mich zu meinem großen Schrecken von meiner lieben Cousine. Dienstboten führten mich in einen kostbar eingerichteten Raum, wo man mir die erlesensten Speisen vorsetzte. Dazu gab man mir von einer klaren, süßen Flüssigkeit zu trinken; erst später erfuhr ich, dass es sich hierbei um ein Getränk handelte, welches die sinnliche Erregbarkeit und Empfindlichkeit auf wundersame Weise zu steigern vermag, Damals aber erfreute ich mich nur an dem herrlichen Geschmack jener Flüssigkeit und trank gar manchen Becher davon. Indes, niemand sprach mit mir. Schweigend servierte man die Speisen, schweigend räumte man die leeren Teller fort, auf keine meiner vielen, ungestümen Fragen – ins Besondere nach meiner Cousine, um deren Verbleib ich mich nicht wenig sorgte – erhielt ich eine Antwort.

Sodann führte man mich in einen großen Saal. Oh, es ist mir unmöglich all die Pracht und den Reichtum zu schildern, den meine Augen hier sahen. Dicke Teppiche aus feinster Seide bedeckten den Boden, die Wände waren über und über mit kunstvollen Mustern bemalt, hier und da standen kleine, zierliche Stühle und Tischchen, die ganz aus Elfenbein waren. In der Mitte des Saales aber erhob sich eine dicke Säule aus einfachem Holz, die durch ihre Schlichtheit von all den Herrlichkeiten umher abstach.

Zu dieser Säule nun wurde ich gebracht und mit den Händen hoch über dem Kopf an ihr glattes Holz gebunden. Kaum war man damit fertig, da öffnete sich eine Tür und herein schritt die Königin, ganz in einen langen Seidenmantel gehüllt. Ihre hohe Gestalt war so majestätisch, der Blick ihrer Augen so gebieterisch, dass ich höchst beschämt den Kopf beugte. Sie aber ließ sich, ohne mich anzusehen, auf einen großen, prächtigen Diwan sinken. Sofort waren einige Dienerinnen bei ihr und rückten und schoben die kleinen Kissen zu Recht, bis die Königin weich und bequem auf dem vornehmen Lager ruhte.

Eines der Mädchen kniete sich ans Fußende und streifte der Königin die goldenen Schuhe ab. Oh, nie sah ich so schöne, so vollendete Füße! Schlank und zierlich waren sie, ihre Sohlen schimmerten schneeweiß, die Zehen waren lang und wunderschön gerundet. Eine weitere Dienerin gesellte sich zu der Ersten und gemeinsam begannen sie die zarten Sohlen ihrer Herrin ganz sacht zu streicheln. Da seufzte die schöne Königin wohlig. Genüsslich räkelte sie sich auf ihrem weichen Lager, ihr schönes Gesicht strahlte vor Entzücken. Immer aber, wenn die kundigen Finger ihrer Mägde einen besonders kitzligen Punkt berührten, brach sie in ein kurzes, hohes Kichern aus und warf den hübschen Kopf jäh nach hinten.

Lange Zeit wurde sie auf diese Art verwöhnt, bis sie ihren Dienerinnen endlich mit einem Wink bedeutete inne zu halten. Noch heute fühle ich mein Herz klopfen, wenn ich an den stolzen Blick denke, mit dem sie mich nun ansah. Auf ein Zeichen sprang eine junge, schwarze Sklavin auf, lief zur Tür an der gegenüberliegenden Seite des Saals und öffnete sie.

Wie groß aber war mein Erstaunen, wie sehr freute ich mich, als da meine liebe Cousine den Saal betrat. Auch sie trug noch ihr grobes Gewand. Man führte sie vor das Lager der Königin, wo sie sich tief und ehrfürchtig verbeugte.

Da richtete Khadijah ihre schwarzen Augen auf sie und sprach: „Wie ist dein Name, Magd?“

Tiefe Röte überzog Majas Gesicht, als sie der Königin ihren Namen nannte.

„Nun, Maja“, sagte die Königin sanft, „als wir dich und deine Gefährtin vorhin in dem Wäldchen sahen, da schienst du weit weniger schüchtern zu sein. Sag uns, wer war jene andere Magd?“

Maja sagte es ihr, freilich nur flüsternd und mit fast versagender Stimme.

Khadijah lächelte süß: „So, deine Cousine. Sie schien uns gar kitzlig zu sein, deine Cousine?“

Maja nickte eifrig.

„Und sicher hattest du einen guten Grund, dass du sie so arg bestraftest?“

Sie nickte wieder, diesmal jedoch zögernd, den Blick beschämt auf den Boden gerichtet.

„Höre also. Nichts Anderes befehlen wir dir, als dass du deine Bestrafung fortsetzest. Jetzt, hier und vor unseren Augen. Kitzle sie, die böse Magd, deine Cousine, kitzle sie, wie du es noch nie getan. Wir wollen dir dabei zusehen.“ Während dieser Worte hatten die beiden Dienerinnen erneut begonnen mit Khadijahs schönen Füßen zu spielen, so dass ihre Rede mehrfach durch plötzliches Auflachen unterbrochen wurde.

Die schwarze Sklavin nahm Maja bei der Hand und führte sie zu der Säule, an der ich noch immer gefesselt stand. Nie hatte ich die Augen meiner Cousine ähnlich leuchten sehen – erst später erfuhr ich, dass man auch ihr reichlich von jenem süßen Getränk gegeben hatte, welches die sinnliche Lust so unvergleichlich anfacht. Ich wollte ihr rasch etwas zuflüstern, wollte sie bitten mich vor der Königin nicht gar zu sehr bloßzustellen. Doch da spürte ich ihre Hände bereits an meinen Körperseiten.

Könnt ihr euch denken, wie ich mich da fühlte? Um mich her der große, wundervolle Saal, das vornehme Lager, all die hübschen Sklavinnen und – am schlimmsten – der edle Blick der Königin. Niemand sprach, es war ganz still, alle sahen uns nur voll Erwartung an. Oh glaubt mir, teuerste Herrin, ich wollte nicht lachen, ja, voll Scham versuchte ich es zu unterdrücken, aber vergeblich. Majas Hände hatten kaum meine Taille berührt, da begann es in meinem Bauch zu sprudeln und zu perlen, als wäre dort auf wundersame Weise eine Quelle entstanden. Und genau wie sich ein Bach, den man aufzuhalten sucht, irgendwann seinen Weg ins Freie bahnt, genau so brauchte es nicht lange, bis auch bei mir die Dämme brachen und ich schamhaft und halb unterdrückt kichern musste. Majas Finger glitten aufwärts, bis sie die unteren Rippen erreichten. Da wurde mein Kichern zu wildem Lachen.

Derweil sah ich, wie die Sklavinnen Khadijahs schöne Zehen spreizten und zwei weitere Mädchen, klein und zierlich von Gestalt, weiche Federn in den Zwischenräumen vor und zurück bewegten. Khadijah seufzte verzückt in den Kissen, während ihr Blick unverwandt auf mir ruhte.

Mehr vermochte ich indes nicht zu beobachten, denn meine Cousine hielt mich jetzt gar zu sehr in Atem. Sie kitzelte sich ausgiebig meine Rippen hinauf, massierte und erkundete jede einzeln durch den groben Stoff. Dann wanderten ihre Hände wieder abwärts, über die Taille, die Hüften, hinunter zu den Beinen… Oh, nie hätte ich geglaubt, dass man dort derart kitzlig sein könnte. Ihre Hände an meinen Schenkeln lösten so heftiges Lachen aus, dass mir kaum genug Luft zum atmen blieb. Ich warf ihr verzweifelte, bittende Blicke zu, doch, ach, es schien, als ob sie meine hilflose Lage nur immer mehr anspornte.

Bald schon war ich so geschwächt, dass ich mich einer Ohnmacht nahe fühlte. Da endlich bedeutete Khadijah meiner Cousine innezuhalten und meine Fesseln zu lösen. Sanfte Hände hoben mich an und legten mich, halb benommen, auf einen weichen Teppich, direkt neben dem Lager der Königin. Durch einen Schleier von Lachtränen sah ich ihr stolzes Gesicht auf mich herab blicken. „Meine süße, kitzlige Magd. Wie schwächlich du noch bist. Doch glaube mir, du wirst dich daran gewöhnen. Denn schon bald wirst du mehr aushalten müssen, oh, weit mehr, glaube mir.“

Flinke Finger machten sich an meinem Kittel zu schaffen und alsbald lag ich vollkommen nackt vor der Königin. Ich fühlte mich noch immer viel zu Schwach um mich zu wehren. Zudem – ich will es wohl gestehen – befand ich mich längst in solch großer, süßer, wunderbarer Erregung, dass ich die zarten Sklavenhände nur gar zu gern auf meiner Haut spürte. Sie neckten und kitzelten mich sanft, meinen Bauch, meine Taille, meine Achseln. Die beiden zierlichen Mädchen kamen zu mir, öffneten meine Beine weit und… oh, welch fantastische Wonnen der Lust durchfluteten mich, als sie mit ihren langen, geschmeidigen Federn über mein Pförtchen fuhren. Nein, keiner, der es nicht selbst erlebt, wird sich jene himmlischen Empfindungen vorstellen können! Es kitzelte so süß, so schrecklich, so unvergleichlich zärtlich, dass ich vor Wollust schier zu vergehen meinte. Ich seufzte und lachte, wand mich wie eine Schlange unter den Händen der Mädchen, die mich weit ausgestreckt an Armen und Beinen hielten.

Ja, noch heute spüre ich jene zärtlichen Federstriche an meinen Liebeslippen. Ihr müsst wissen, meine Herrin, bis zu diesem Tage war ich ganz und gar unerfahren in allen Dingen der Lust. Doch als meine erste Nacht in Khadijahs Palast zur Neige ging, hatte ich mehr Sinnlichkeiten gekostet, als manche reife und erfahrene Frau.

Wie lange sie mich derart quälten vermag ich indes nicht zu sagen. Irgendwann schwanden mir vor lauter Lust die Sinne und ich versank in einem tiefen, schweren Schlaf.

Als aber der nächste Tag anbrach, da waren Maja und ich in den Kreis der Sklavinnen aufgenommen. Von nun an oblag es uns, der Königin in ihren intimen Stunden zu Willen zu sein. Tag und Nacht verbrachten wir in ihren Gemächern bei all jenen lustvollen, kitzligen Spielen, deren sie niemals überdrüssig wurde.

So musste bereits morgens, noch bevor die Königin erwacht war, eine von uns zu ihr unter die seidene Bettdecke schlüpfen, um sie am ganzen Körper sacht mit den Fingerspitzen zu kraulen. Eine Andere bettete die Füße der Herrin in ihren Schoß und streichelte die Sohlen mit einem eigens dafür angefertigten Fellhandschuh. All dies ging natürlich äußerst leise und behutsam vor sich, um sie ja nicht vorzeitig zu wecken. Ganz allmählich erwachte Khadijah dann, reckte und streckte sich verträumt kichernd auf dem weichen Lager und wir gaben uns die größte Mühe, sie so lange wie möglich in jener süßen Welt zwischen Wachen und Schlafen zu halten, von der man sagt, sie sei das Tor zum Paradies. Oft brachte das eine Mädchen eine kurze Straußenfeder unter die Decke und fuhr damit ganz zart über Khadijahs glatte, vom Schlaf noch warme Scham, bis sie schließlich in einem sanften, sinnlichen Höhepunkt erwachte.

Dann erst begann sie mit den alltäglichen Regierungsgeschäften. Auf ihrem kostbaren Thron sitzend gab sie Audienzen, erließ neue Gesetze, änderte oder verwarf Alte, verhängte Strafen, verteilte Belohnungen, hörte Bittsteller an, kurz, sie verrichtete all jene Dinge, die eine Königin zu tun pflegt und die euch gewiss nicht unbekannt sind. Stets aber weilten ein oder zwei ihrer Dienerinnen bei ihr, die sie nur verließen, wenn es eine besonders wichtige oder geheime Angelegenheit zu entscheiden galt. Sonst hatten sie sich um Khadijahs schöne, nackte Füße zu kümmern, die auf einem mit Brokat überzogenen Bänkchen ruhten. Sie mussten sie mit ihren weichen Händen massieren und streicheln und manchmal, wenn sich ein Fall gar zu sehr in die Länge zog, befahl sie ihnen auch, sie ein wenig zu kitzeln. Glaubt mir, ich habe oft gesehen, wie sich die Königin hell lachend auf ihrem Thron wand, während etwa ein General oder Minister bemüht war ein ernstes Anliegen vorzubringen.

Nun, teuerste Herrin, Vieles, sehr Vieles wüsst ich noch aus dem Palast der schönen, wollüstigen Königin zu berichten. Doch, bedenkt, gar zu vergänglich sind die Wonnen der Lust, gar zu flüchtig und enttäuschend alle Reize der Leidenschaften. Ja, Recht spricht der, der die Wollust einen gierigen Strudel nennt, aus dessen Sog kaum jemand zu entfliehen vermag.

Denn Khadijahs unbändige Lüsternheit war es, die letztlich zu ihrem und ihres Reiches Untergang führte. Je mehr sie sich nämlich den kitzelnden Lustspielen mit ihren Sklavinnen widmete, desto weniger Sorgfalt verwandt sie auf das Regieren der Angelegenheiten ihres Reiches. Und so kam es, dass das Land mehr und mehr in Unordnung geriet. Auf Unordnung aber folgte Missgunst, auf Missgunst Verrat, Zwietracht und Krieg.

Und eines Morgens, wir waren gerade dabei die Königin auf übliche Art zu wecken, da wurde der Palast von Soldaten gestürmt. Sie nahmen die schöne Khadijah gefangen und führten sie fort in die Berge. Seitdem haben wir nichts mehr von ihr gehört.

Den Rest meiner Geschichte aber kennt ihr. Uns, meiner lieben Cousine und mir, gelang nach mancherlei Ungemach die Flucht. Viele Wochen irrten wir durch die trostlose Wüste, bis ihr endlich, oh liebe, teuerste, edelste Herrin die grenzenlose Güte hattet uns bei euch aufzunehmen, Maja als Köchin, mich aber als eine eurer Kammerzofen.“

Hiermit beendete Nuri ihre Erzählung. Schwer atmend lag die Sultanin in ihrem Bett, die luftige Seidendecke über ihrer Brust hob und senkte sich. „Vortrefflich.“ flüsterte sie mit glänzendem Blick. „Selten verging mir eine Nacht so rasch, wie bei euren aufreizenden Geschichten. Denn glaubt es wohl, auch ich war in meiner Jugend nicht wenig kitzlig.“ sie schmunzelte gedankenverloren.

„Nun, Herrin“, erwiderte da Nuri mit süßem Lächeln, „noch ist die Sonne nicht aufgegangen. Und ein Wort, sagt man, zählt weit weniger denn die Tat.“

Auf den reifen Zügen der Sultanin erschien ein versonnener Glanz. „Wahr sprichst du, Zofe. Oh, mir scheint, als hättet ihr eine gar süße Medizin gegen meine trüben Nächte gefunden. Komm also, kitzle und verwöhne mich gerade so, wie du es in deiner Heimat mit der schönen Königin Khadijah getan. Und du, Mariyah, sollst ihr dabei helfen.“

Die beiden Zofen verneigten sich ehrfürchtig. Dann knieten sie sich zu ihrer Herrin auf das weiche Bett, jede auf eine Seite. Die Sultanin aber lächelte, legte sich in ihren Kissen zurecht und schlug die Seidendecke zurück.

Die Sultanin – 1

7. August 2010

Die Sultanin

1

Es lebte einst, vor langer Zeit, in einem prächtigen Palast nahe der Stadt Kairo ein alter Sultan. Klug war er und mächtig. Früher ein gewaltiger Heerführer, zog er sich mit zunehmendem Alter auf seinen Palast zurück und lebte dort still und zufrieden, einzig dem Wohlergehen seiner Untertanen gewidmet.

Seine schöne Gattin, nicht mehr jung und doch noch weit entfernt davon eine Greisin zu sein, wich den ganzen Tag kaum von seiner Seite. Wo sie nur konnte half sie dem Sultan bei den Regierungsgeschäften, führte mit kundiger, geduldiger Hand die Aufsicht über die vielen Dienstboten, oder ordnete all jene unzähligen kleinen Angelegenheiten, die im Palast von Nöten waren.

Des Nachts aber, wenn alles schlief, verbrachte sie stundenlang in ihrem seidenen Himmelbett, starrte trübe vor sich hin, den Kopf voll dumpfer, träger Gedanken. Denn, so wird erzählt, die gütige Sultanin litt seit Jahr und Tag an Schlaflosigkeit. Nacht für Nacht lag sie wach, erst gegen Morgen versank sie in einen unruhigen, traumlosen Schlummer, aus dem sie indes nach kurzer Zeit müde und wenig erquickt wieder aufschreckte.

Während jener langen nächtlichen Stunden nun pflegte sie für gewöhnlich früher oder später nach ihren zwei Zofen zu rufen, deren Kammer sich direkt neben dem prächtigen Schlafgemach befand. Sie mussten sich zu ihr auf den Rand des Bettes setzen und sie mit allerlei Plaudereien, Gedichten, Liedern und Geschichten unterhalten.

Eines Nachts nun, die beiden Mädchen saßen wie gewöhnlich bei ihr, da wandte sich die Sultanin an eine von ihnen und sprach: „Oh, liebe Mariyah, sei so gut und erzähle mir eine von deinen schönen Geschichten. Wieder einmal flieht mich der Schlaf und gar weit noch ist es bis zum Morgengraun.“

Da verneigte sich die Angeredete ehrfürchtig, setzte sich auf dem weichen Rand des Bettes zurecht und begann:

„Es ist mir zu Ohren gekommen, oh meine Herrin, dass in der Stadt Safaga einst ein reicher Kaufmann lebte. Wahren und Schätze besaß er im Überfluss, aber sein eigentlicher Reichtum war seine Tochter. Denn Sajah, so hieß das Mädchen, war so schön, dass selbst die gewaltige Sonne vor Neid erblasste. Ihr langes, tief schwarzes Haar fiel weich und luftig wallend hinab bis zu den gerundeten Hüften. Glatt und samtig wie feinste Seide schimmerte ihre Haut, ohne den geringsten Makel. Ihre Hände und Füße, Arme und Beine waren so schlank und zierlich, dass sie selbst der vollendeteste Künstler nicht hätte nachbilden können – Lob sei Allah, dem Erhabenen.

Es wohnte aber eine Dschinniya nahe der Stadt in einer Felsenhöhle. Diese war nicht nur böse und hinterhältig, sondern wurde, wie die meisten Dämonen, auch von unersättlicher Wollust getrieben. An Straßen und Wegen lauerte sie einsamen Reisenden auf, lockte sie in die Wüste und verschleppte sie in ihre Höhle. Dort hielt sie sie gefangen und sie mussten ihrer Lust gefügig sein.

Als jene Dschinnya die strahlende Sajah nun erblickte, wie diese mit ihren Dienerinnen vor der Stadt spazieren ging, entbrannte sie sogleich vor Eifersucht und Gier nach soviel Schönheit – denn wie die Weisen sagen: was dem Guten schön und rein, erregt des Bösen Widersinn. So bezaubert war sie von den Reizen des Mädchens, dass sie an nichts mehr denken konnte als daran, wie sich die schöne Tochter des Kaufmanns in ihre Gewalt bringen ließe.

Doch jener Kaufmann war ein sehr frommer und wachsamer Mann. Stets weilten mehrere Diener bei seiner Tochter. Abends verschloss er eigenhändig Türen und Fenster des Hauses und Sajahs Gemächer wurden zudem mit mehreren silbernen Riegeln versperrt, so dass sich ihr kein Fremder nähern konnte.

Jede Nacht schlich die böse Dschinniya nun um das Haus des Kaufmanns und spähte durch die Fenster. Sah sie einmal einen Schatten hinter den Vorhängen, so verging sie fast vor ungezügeltem Verlangen. Ihr finsterer Verstand sann und sann so lange, bis sie einen Plan gefasst hatte.

Eines Tages, Sajah hatte eben ihren neunzehnten Geburtstag gefeiert, klopfte es an das Tor des Kaufmanns. Draußen stand eine alte Frau in einem langen, zerschlissenen Umhang. Barfuss war sie und über der Schulter hing ihr ein schmutziges Bündel.

„Was willst du, Alte?“ fragte der Kaufmann barsch.

Es war aber die Dschinnya, die eine andere Gestalt angenommen hatte. „Seid gegrüßt, Herr.“ antwortete sie mit verstellter Stimme. „Ich bin alt und komme von weit her. Seit Tagen bin ich unterwegs durch die staubige Wüste. Seht nur, wie wund meine Füße sind. Bitte, seid so gut und gebt mir für eine Nacht Obdach.“

Da erweichte sich das Herz des Kaufmanns. Er ließ sie eintreten und befahl ihr zu essen und zu trinken zu bringen. Als sie reichlich gegessen und getrunken hatte, setzte er sie auf einen weichen Diwan, über den noch eine warme Decke aus Kamelhaar gebreitet war.

„Ich danke euch, großer Herr.“ seufzte sie und streckte ihre runzligen Glieder, „Nun, als Dank möchte ich euch eine Geschichte erzählen, so spannend und so schön, dass ihr die Zeit darüber vergessen mögt.“

„Warte“, rief der Kaufmann hoch erfreut, „ich will meine Tochter rufen. Keiner liebt Geschichten so sehr wie sie.“ Er ließ sofort nach Sajah schicken.

Als diese kurz darauf den Raum betrat war es, als würde der Morgenstern selbst durch die Tür treten. Ihre Lippen leuchteten rot wie pralle Kirschen, die Wangen glänzten zart und unter dem vornehmen Seidengewand zeichneten sich die weichen, vollen Rundungen ihres Leibes ab.

Die Alte – die ja in Wirklichkeit die böse Dschinnya war – musste sich zwingen, um die wild auflodernden Flammen ihrer Wollust zu bekämpfen. Das Mädchen schien ihr noch tausend Mal begehrlicher und zugleich hassenswerter als zuvor. Mit federndem Gang schritt Sajah auf ihren Vater zu und verneigte sich ehrerbietig. Dann wandte sie sich an die Alte und sah sie aus ihren rehbraunen, sanften Augen an. „Sei willkommen, Alte.“ sagte sie mit ihrer wohlklingenden Stimme, „Ich hörte, du kannst uns eine Geschichte erzählen? Ich habe gute Geschichten sehr gern.“

Die böse Dschinnya setzte ein unterwürfiges Gesicht auf und antwortete: „Oh, ich wollte so. Doch wie, Herrin, müsste jemand, der nicht etwa blind ist, bei solch strahlendem Glanze nicht alle Worte vergessen? Gewiss, meine Geschichten gelten weithin als außerordentlich spannend und köstlich, doch könnte ich auch mit den Zungen der Engel sprechen, so würde eure unvergleichliche Schönheit doch jede Erzählung unwert und hässlich erscheinen lassen. Ich bitte euch also, jagt mich zurück in die einsame Wüste. Dort will ich wandern und mich nähren von der Erinnerung an die Zier eures Anblicks.“

Das Mädchen aber lächelte und ließ sich auf einem weichen Teppich zu den Füßen ihres Vaters nieder. „Bleib, Alte. Lang und einsam sind meine Abende und nichts füllt sie besser, als eine spannende Geschichte. Ist deine Erzählung wirklich so köstlich wie man sagt, wird mein Vater dich dafür nicht unbelohnt lassen.“ Tatsächlich nickte der reiche Kaufmann und strich seiner Tochter gutmütig über das seidige Haar.

Da begann die Dschinnya nun zu erzählen. Ihre Rede war aber so vollendet, so spannend, aufregend und fesselnd, dass der alte Kaufmann und seine Tochter alles um sich her vergaßen. Und als sie geendet hatte, fühlten sich beide wie aus einem wundervollen Traum erwacht.

„Oh, wie schön.“ seufzte Sajah, „Erzähle uns noch eine Geschichte. Aber sie muss eben so vortrefflich wie die Erste sein.“

Also erzählte ihnen die Dschinnya eine zweite Geschichte. Und als diese zu ende war noch eine Dritte. Dabei wurde ihr dunkles Herz immer zufriedener, denn sie freute sich, dass ihr böser Plan so mühelos aufging.

Als sie nun auch diese Geschichte beendet hatte, war die schöne Sajah wie verzaubert. Sie bettelte und flehte ihren Vater an, die Alte im Hause zu behalten, damit sie ihr täglich solch wundervolle Geschichten erzählen könnte. Dem Kaufmann indes tat der Gedanke wohl, dass seine Tochter des Abends, nachdem er die Türen versperrt, eine Beschäftigung hatte.

Da war also die Alte als Magd in das Haus des Kaufmanns aufgenommen. Tagsüber verrichtete sie mit den anderen Dienstboten die Hausarbeit, aber des Abends musste sie der schönen Sajah ihre herrlichen Geschichten erzählen.

Das ging so viele Wochen. Jeden Abend lauschte das Mädchen vor dem schlafen gehen den Worten der Dschinnya und hatte sich bald so daran gewöhnt, dass sie keine Nacht mehr ohne sie sein mochte. Dazu kamen noch mancherlei kunstvolle Schmeicheleien, welche die Alte geschickt in ihre Erzählungen einflocht. Kurz, nicht lang und die böse Dschinnya hatte das Vertrauen des hübschen Mädchens gewonnen.

Da fing sie nun aber an ihre Erzählungen behutsam in eine gewisse Richtung zu lenken. Immer öfter handelten die Geschichten nun von Liebe, Lust, Leidenschaft und allerlei körperlichen Genüssen. Wenn freilich der Kaufmann, was gelegentlich geschah, sich zu ihnen gesellte, erzählte die Alte sogleich wieder höchst sittsam von dem Prinzen, der auf einem Mondstrahl zum Abendstern ritt, oder von den zwei Königen, die sich nicht einigen konnten, wer von beiden der klügere war. Doch kaum waren die Alte und das Mädchen dann allein, wurde ihre Erzählung wieder sinnlich und aufreizend.

Sajah aber lauschte ihr wie gebannt. Natürlich war sie mit neunzehn Jahren längst schon kein Kind mehr, doch von den Genüssen einer Frau, wie sie die Alte so unvergleichlich zu beschreiben verstand, hatte sie nie zuvor gehört. Eine ganz sonderbare, herrlich süße Empfindung erfüllte sie bei solch sinnlichen Worten. Mit glühenden Wangen lag sie dann in ihrem kostbaren Himmelbett, während die Alte daneben auf einem Schemel saß und immer neue, immer süßere Geschichten ersann.

Und niemand sah das böse Lächeln um den Mund der Dschinnya. Niemand hörte, wie sie oft leise und spöttisch in sich hinein kicherte. Niemand bemerkte den heißen, gierigen Blick, mit dem sie Sajah oft lange betrachtete, wenn diese nach ihren ausschweifenden Worten endlich eingeschlafen war.

Eines Abends nun, der Kaufmann und die Dienstboten waren schon zur Ruhe gegangen, saß die Alte wieder bei dem Mädchen im Schlafgemach. Eine Talgkerze brannte, im Haus und auf der Gasse war es still, nur die tiefe Stimme der Alten sprach leise und schmeichelnd:

„Ich möchte euch, schönste der Schönen, heute etwas besonders Köstliches erzählen. Die Geschichte nämlich von der armen Prinzessin Layla. Layla, oh wunderbare Herrin, war einst die Tochter eines mächtigen Sultans. Schön war sie und klug. Oh, natürlich nicht so schön und klug wie ihr, denn das ist unmöglich, aber doch schön genug, dass sich die edelsten Herren der Stadt sämtlich nichts sehnlicher wünschten, als sie zur Gemahlin zu nehmen. Die Prinzessin aber war hochmütig und eitel. Sie lachte ihre Verehrer aus, ja, sie brachte ihren Vater sogar so weit, dass er einige von ihnen gefangen nehmen und grausam hinrichten ließ, während sie mit hochmütigem Lächeln zusah.

Einer ihrer Verehrer, oh Gebieterin, war aber ein großer Magier. Und als Rache für die Schmähungen, welche die Grausame ihm zugefügt, sprach er über sie einen bösen Fluch.

Von nun an hatte Layla jede Nacht denselben, furchtbaren Traum. Es träumte ihr, sie wäre allein in einem zauberhaften Garten. Vögel sangen dort, klare Bäche plätscherten und ringsum hingen pralle Früchte an schattigen Palmen. Ihre Kleidung bestand aus nichts als einem weiten, luftigen Seidenumhang. Da schlüpft etwas unter den Saum ihres Gewandes, eine Feder, lang und dicht. Sie bewegt sich wie von Geisterhand ihren nackten Körper hinauf, streicht wie ein zarter Windhauch über die bloße Haut. Nun, ihr müsst wissen, süßeste Herrin, dass die schöne Prinzessin ausgenommen kitzlig war. Doch – oh Schreck – ihr Leib ist wie zu Stein erstarrt. Die lange Zauberfeder erkundet flatternd ihren ganzen, kitzligen Körper, ihren Bauch, ihre Brüste, ihre Schenkel.

Oh, wie die arme Prinzessin da lachen musste! Sie konnte sich ja nicht rühren und die verzauberte Feder war so schrecklich neugierig, dass sie selbst die geheimsten Stellen einer Frau nicht verschonte, ja es schien, als ob sie gerade dort ganz besonderes Vergnügen fände. Des Morgens dann, wenn die schöne Layla erwachte, war sie wie von Sinnen vor kitzliger Qual und Lust.

Denkt euch nur, meine Gebieterin, jede Nacht hatte die Prinzessin nun jenen Traum. Kaum war sie eingeschlafen, so kam auch schon die Feder und kitzelte sie unter ihrem Gewand bis zum Morgengraun. …“

Etwa so, teuerste Sultanin, begann die Dschinnya an jenem Abend zu erzählen, nur war ihre Rede natürlich viel ausgeschmückter und feiner, als ich sie wiederzugeben verstehe.

Sajah, die Tochter des Kaufmanns, hatte indes nie einer Erzählung so aufmerksam und gebannt gelauscht. Mit roten Wangen lag sie in ihren weichen Seidenkissen und gelegentlich entfuhr ihr ein leises, entrücktes Seufzen. Wieder und wieder bat sie die Alte ihr gewisse Einzelheiten noch ausführlicher zu beschreiben; wie genau sich die böse Zauberfeder unter dem Gewand anfühlte, oder an welchen Körperstellen die arme Prinzessin die größten, süßesten Kitzelqualen litt. Nur zu gern folgte die Alte und erging sich in immer aufreizenderen Schilderungen.

Später des Abends aber, als Sajah endlich eingeschlafen war, blieb die böse Dschinnya noch lange bei ihr sitzen und sah finster auf ihr vollkommenes Antlitz herab. Um ihren Mund spielte ein böses Lächeln.

Von nun an verlangte das Mädchen all abendlich ähnliche Geschichten zu hören. Der Erfindungsreichtum der Alten schien keine Grenzen zu kennen. Nacht für Nacht saß sie am Bett der Schönen und sprach tief und sanft von immer neuen, immer köstlicheren, immer kitzligeren Abenteuern. Von der faulen Köchin Habibah erzählte sie, die stets zu viel Salz an das Essen gab. Zur Strafe ließ ihr Herr ihren Leib mit einer salzigen Flüssigkeit einreiben, welche danach von sieben Ziegen wieder abgeleckt wurde. Sajah wurde nicht müde von den dicken, rauen, kitzelnden Zungen zu hören, wie sie stundenlang über den bloßen Körper der Köchin glitten.
Oder von Alima, der Tochter des Emirs, die von ihren eigenen Schwestern entführt und in einem unterirdischen Palast gefangen gehalten wurde. So lange kitzelten sie die Arme, und so sehr musste Alima lachen, dass sie sich zuletzt in eine silberne Wolke verwandelte und so ihren lüsternen Schwestern entkam.

„Ohhh“, seufzte da die schöne Sajah, nachdem ihr die Alte jede einzelne von Alimas süßen Qualen ausreichend geschildert, „wie unvergleichlich du sprichst. Fast ist mir, als würde ich selbst die Finger und Federn auf meiner Haut spüren. Oh, gewiss würde ich ebenso heftig lachen müssen wie die schöne Alima.“ sie kicherte verträumt.

Auch die Alte kicherte. Es war aber ein böses Kichern, voll Hinterlist und Gier.

So verstrich die Zeit. Immer größer wurde das Zutrauen des Mädchens, und so gekonnt schmeichelte und betörte sie die Dschinnya mit ihren Honig süßen Worten, dass Sajah endlich ihre persönliche Kammerdienerin, die des Nachts in ihrem Gemach weilte und schon seit vielen Jahren bei ihr Dienst tat verstieß, und die Alte an ihre Stelle nahm. Sie musste sie kämmen, mit duftenden Ölen einreiben, ihr das Lager bereiten – eben all jene Tätigkeiten, welche auch etwa eure Kammerdienerinnen, Herrin, zu verrichten haben.

Der Kaufmann sah dies mit Wohlwollen. „Wie glücklich bin ich“, sagte er einmal zu der Alten, „dass das Schicksal dich in mein Haus führte. Nie zuvor sah ich meine liebe Tochter so froh und ausgelassen. Ja mir scheint, als wäre sie seitdem du hier bist noch um einiges Schöner und strahlender geworden.“

Da beugte die Alte den Kopf und blickte wie beschämt zu Boden. Ins Geheim aber konnte sie ihre finstere Wollust kaum noch bezähmen!

Schließlich kam die Nacht, die sich die Dschinnya für ihren Plan auserwählt hatte. Der Mond leuchtete rund und voll am Himmel, wie eine reife Pomeranze. Nachdem sie die schöne Sajah gewissenhaft entkleidet und in das samtene Bett gelegt, saß sie wieder auf ihrem Schemel und begann ihre all abendliche Erzählung. Die tiefen, braunen Augen des Mädchens blickten voller Erwartung zu ihr auf, als sie mit sanfter Stimme so begann:

„Hört nur, oh wunderbare, leuchtende, vollendete Sajah, hört, was ich euch heute Nacht erzähle. Es lebte nämlich einst in einer großen Stadt ein Kaufmann. Der hatte eine Tochter, die war so schön, dass selbst der goldene Mond seinen Blick nicht von ihr wänden mochte. Eines Nachts, ihr Vater befand sich bereits in tiefem Schlaf, lag das Mädchen in ihrem Bett aus feinster Seide und bewunderte den Mond, wie er so voll und rund zu ihr ins Zimmer sah. Da flog aber eine böse Dschinnya an ihrem Fenster vorbei. Als diese das schöne Mädchen erblickte, entflammte sie sogleich in heißer Leidenschaft für sie. In einen Lufthauch verwandelt wehte sie durch das Fenster ins Schlafgemach. Hier aber verwandelte sie sich zurück, hob das erschrockene Mädchen aus ihrem Bett und trug es auf ihren Armen weit fort, bis in ihre Höhle – denn in Höhlen, müsst ihr wissen, wohnen die Dschinn. In ihrer dunklen Wohnung angekommen, fesselte sie das schöne Mädchen mit Armen und Beinen an vier goldene Ringe. Dann begann sie mit ihr zu spielen. Sie kitzelte und erregte die schöne Kaufmannstochter auf so auserwählte und kundige Art, wie allein die Dschinn es verstehen. Ständig wechselte sie ihre Gestalt, wand sich mal als Schlange um die zierlichen Schenkel, leckte als schwarze Ziege über Füße und Brüste, oder umschloss den zarten Leib in Gestalt einer dichten Wolke aus seidigen, wild flatternden Federn.

Und kein Mensch hörte das verzweifelte Lachen der Schönen. Die böse Dschinnya vergnügte sich für alle Zeit nach Herzenslust mit ihr und niemand rettete sie. Niemand kam. Niemand befreite … Sajah!“

Bei dem letzten Wort sprang sie jäh von ihrem Schemel auf, legte die verhasste Gestalt der Alten ab und gab sich zu erkennen. Noch bevor das arme Mädchen auch nur einen Gedanken fassen konnte, da packte es die Dschinnya, presste es an sich, riss das Fenster auf und entschwand mit ihm in die Nacht hinaus.

Niemand hat die schöne Sajah seitdem gesehen. So sehr der Kaufmann und seine Diener auch suchten, das schöne Mädchen blieb verschwunden.

Man sagt aber, oh Herrin, dass man seither des nachts bei Vollmond unheimliche Laute aus einem Felsen nahe der Stadt vernehmen kann; Seufzen, Stöhnen, bittendes Flehen und unbändiges Gelächter. Ich selbst habe es freilich nie gehört, aber man hat es mir erzählt.“